Freitag, 19. März 2010

Die andere Seite der Medaille...

Nachdem ich ja ständig von Übelkeit, Schwäche, Medikamenten und anderen unschönen Dingen schreibe, kommt hier eine vorläufige Liste der besten Nebeneffekte von meinem Krebs. Schließlich haben wir in Medizinsoziologie gelernt, dass eine Krankheit auch positive Auswirkungen auf den Patienten haben kann und dass es im Lauf einer Erkrankung immer auch um die individuelle Befindlichkeit und Wahrnehmung geht.
  • Ich habe plötzlich so viel Zeit - ich lese viel mehr Bücher, ich höre viel mehr Musik, ich spiele viel mehr Videospiele. Und das beste ist: keiner sagt, man würde Zeit mit sinnlosen Dingen verplempern.
  • Viel mehr soziale Kontakte - Freunde und Familie rücken unglaublich zusammen. Man hilft sich gegenseitig, motiviert sich, gibt sich Kraft. Und ich habe plötzlich wieder Kontakt zu alten Freunden, mit denen ich seit Monaten, oder Jahren nichts mehr zu tun hatte.
  • Weniger Zeit im Bad - früher habe ich mindesten 15 Minuten länger im Bad gebraucht, um meine langen Haare zu trocknen, heute wisch' ich mir einmal mit dem Handtuch über die Glatze und bin fertig.
  • Bei den Mädels erwacht der Mutterinstinkt - man wird betüdelt, was auch mal ganz angenehm sein kann.
  • Geschenke!!! - Hier kommen ständig Päckchen von lieben Menschen an, die mir leckeres Essen, Bücher, Filme, Noten und gute Wünsche schicken. Vielen Dank dafür!
  • Ich habe kein schlechtes Gewissen mehr, im vollbesetzten Bus einen Sitzplatz zu belegen.
  • Ich bin viel gelassener - was interessiert mich der inkompetente, korrupte Westerwelle, früher hätte ich mich tierisch über den aufgeregt. Heute denke ich mir, "solche Luftnummern kommen und gehen, davon lass ich mir doch den Spass nicht verderben"... oder das schrecklich miese Spiel des HSV seit Wochen, eigentlich kaum zu ertragen, aber was soll's, spielen sie halt nächste Saison nicht im europäischen Wettbewerb, davon geht die Welt nicht unter. Oder die Katze, die ständig meine Pflanzen abkaut und dann in die Wohnung kotzt - wird's halt wieder aufgewischt, ich hab ja auch schonmal irgendwo hingekotzt, passiert halt mal.
Also... so schlecht geht's mir gar nicht! Die Liste wird gegebenenfalls mal aktualisiert...

1 Kommentar:

  1. Hi Markus, habe deine Medaille gelesen.
    Man glaub gar nicht, wie das Leben auf ein ganz anders ist. Ja, die Leute kümmern sich um einen, während dir das eigentlich völlig egal ist. Aber so egal dann aber auch wieder nicht, weil du merkst, Familie und Freunde, sie sind für dich da. und ich sage dir, du brauchst sie auch. Weil sie sind dein Rückrad, sie halten dich!
    Weil ich von mir sagen kann, manchmal gibt es Tage an denen geht es dir gar nicht gut und dann werden sie einfach nur da sein.
    Sie werden dir gut zu reden und dich aufbauen.
    Manchmal wollte ich das nicht hören, aber heute weiß ich, es hat mir geholfen und ich hab es geschafft. In einem Monat, am 19.04. habe ich meinen "20. Geburtstag" wenn du weißt, was ich meine.
    Ich wünsche dir weiterhin alles Gute, halte weiter durch und sieh das positive im Leben. Denn es geht weiter.

    Gruß Ilka

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